Schimmelpilze und ihre Folgen

Schimmelpilze und ihre Folgen

Haben Sie ständig Schnupfen und wissen nicht woher er kommt? Sie sind nicht erkältet und haben das Gefühl, ständig husten zu müssen, was aber eher ein hüsteln ist? Ihre Stimme ist zeitweise heiser und verraucht, ganz so als würden Sie stark rauchen? Oder fühlen Sie sich ständig müde, haben Erstickungsgefühle, sind rasch erschöpft und Ihre Schleimhäute sind gereizt?
Treffen eines oder mehrere dieser Symptome auf Sie zu? Tritt trotz ärztlicher Behandlung keine deutliche Besserung ein und kehren die Beschwerden immer wieder zurück? Dann ist die Wahrscheinlichkeit eines, auch vielleicht noch nicht entdeckten, Pilzbefalls in Ihrer Wohnung oder am Arbeitsplatz sehr hoch.

Schimmelpilze haben ein hohes Allergiepotential; viele Allergien werden durch sie ausgelöst. Darüber hinaus sondern einige Schimmelpilzarten Pilzgifte ab, die sogenannten Mykotoxine. Das Beschwerdebild bei Vergiftungen ist beim Menschen ähnlich einer Schimmelpilzallergie; da wären chronischer Schnupfen und Husten, Augenjucken und –brennen, Stimmbandentzündungen, chronische Müdigkeit, rasche Erschöpfbarkeit, Hautveränderungen, Schleimhautreizungen und Juckreiz.

Auch wenn in Ihrer Wohnung oder am Arbeitsplatz Schimmelpilze sichtbar sind oder ein Verdacht auf einen Befall besteht, geraten sie nicht gleich in Panik. Unser Körper kann eine gewisse Anzahl von Pilzen und Sporen auf natürlichem Wege abwehren. Lebensbedrohlich ist ein Pilzbefall lediglich für immungeschwächte Menschen wie z.B. Krebspatienten. Bei einer überdurchschnittlichen Belastung von Schimmelpilzen oder bei besonders aggressiven Arten besteht Gefahr.

Die Ursache eines Schimmelpilzbefalls kann viele Ursachen haben. Da wäre die typische Modernisierung eines Altbaus mit neuen, dichten Kunststofffenstern, wobei aber auf eine Isolierung der Außenwände verzichtet wird. Oder der Neubau, welcher so dicht und damit energiesparend gebaut ist, dass kein natürlicher Luftaustausch möglich ist.

Darüber hinaus ist das Mauerwerk bei Neubauten in der Regel beim Einzug noch feucht. Hinter den Verkleidungen und Isolierungen können Pilze in aller Ruhe wachsen. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen und unser Nutzerverhalten den neuen Gegebenheiten anpassen; z.B. durch den Einbau einer automatischen Lüftung. Früher bekannte Warnhinweise für baldiges Lüften, wie z.B. Kondenswasser an den Fensterscheiben, fehlen uns. Dabei produziert ein drei Personen Haushalt an einem Tag 13 l Wasserdampf durch Duschen, Spülen, Kochen, Wäsche trocknen oder durch Zimmerpflanzen, Aquarien und ähnlichem.

Dies alles führt in der Summe zu einer fortschreitenden Invasion der Schimmelpilze. Bei jeder Art von vermuteten oder sichtbaren Schimmelpilzbefall empfiehlt sich die Begutachtung durch einen wissenschaftlich orientierten Baubiologen.
Dieser kann nach Begehung und Analysen das Ausmaß der Gesundheitsgefährdung einschätzen und Lösungen anbieten.

Hier nun einige Tipps, um den Schimmelpilzen vorzubeugen:

Der wichtigste Aspekte ist der des Lüftens. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft. 20°C warme Luft kann bis zu 18g/m³ aufnehmen, dagegen kann 0°C kalte Luft nur 5g Wasser/m³ aufnehmen. Aus diesem Grund muss zum optimalen Lüften eine Temperaturdifferenz zwischen der Innen- und der Außenluft bestehen.
Deshalb lüftet man im Winter anders als im Sommer. Im Winter kann Feuchtigkeit regelrecht hinaus gelüftet werden. Die kalte Außenluft erwärmt sich im Raum, so kann die relativ trockene Luft beim Erwärmen Feuchtigkeit aufnehmen. Beim nächsten Lüften wird diese Feuchtigkeit hinaus befördert und trockene, kühle Luft tritt erneut ein und kann sich wieder erwärmen. Im Sommer ist das richtige Lüften nur in kalten, trockenen Nächten möglich. Kühlt sich warme und feuchte Außenluft in den Innenräumen ab, erhöht sich die relative Luftfeuchtigkeit. Im Extremfall kann sogar Tauwasser entstehen (Vorsicht bei kühlen Kellern!)

Die effektivste Art des Lüftens ist die Querlüftungsmethode. Bei dieser werden Fenster und gegenüberliegende Türen weit geöffnet. Dabei vollzieht sich der Luftaustausch sehr schnell (ca. 2-4 Min) und der Energieverlust ist sehr gering, da der Raum in dieser kurzen Zeit nicht auskühlt. Beliebt ist auch das Stoßlüften, dabei werden die Fenster weit geöffnet, die Türen bleiben geschlossen, der Luftaustausch beträgt dabei 4-6 Min.

Über das Lüften hinaus kann man aber auch noch einiges anderes tun um der Feuchtigkeit und damit dem Schimmel vorzubeugen.

Achten Sie auf den Abstand der Schränke und Sitzmöbel zu Außenwänden, er sollte immer mehr als 7-10cm betragen; Einbauschränke verbieten sich dort von selbst. Auch dicke, schwere Vorhänge sind dort unangebracht, sie verhindern die Luftzirkulation. Ein einfacher Dunstabzug in der Küche leitet die Feuchtigkeit sofort nach außen und verhindert so lästigen Geruch und Kondenswasser an den Wänden gleichermaßen. Analog dazu hilft ein Lüfter im Badezimmer den Wasserdampf schnell abzuleiten. Wenn Sie dazu noch die Wanne, Fliesen und Dichtungen (meist Silikonfugen) nach der Nutzung kurz trocken wischen, haben Sie schon viel getan.

Verzichten Sie auf zusätzliche Feuchtequellen wie zu viele Pflanzen, trocknen der Wäsche im Wohnbereich und lassen Sie Matratzen im Freien trocknen. Auch das erwähnte Dauerlüften bei gekippten Fenstern ist besonders bei feuchtem Wetter zu vermeiden.

Gewissenhafte können die Luftfeuchtigkeit regelmäßig mit einem digitalen Hygrometer kontrollieren, die optimale Luftfeuchtigkeit liegt bei 50-55%.

Um Koloniebildung zu verhindern reinigen Sie Abflüsse und Siphons mit Hilfe einer Flaschenbürste von Schmutz und jungen Pilzkolonien. Topfpflanzen, die immer mit Schimmelpilzen belastet sind, gehören nicht in das Schlafzimmer. Entsorgen sie angeschimmelte Nahrungsmittel komplett in die Biosammeltonne und bewahren sie biologische Abfälle nicht länger als ein paar Stunden im Wohnbereich auf.

Die Biosammeltonne sollten Sie nicht direkt unter einem Fenster oder neben einer Türe deponieren; die dort entstehenden Pilzsporen gelangen sonst zu schnell in den Wohnbereich.

Kaminöfen benötigen Sauerstoff aus der Raumluft; dadurch kommt es zu einem natürlichen Luftaustausch. Die Strahlungswärme trägt zur Austrocknung und Erwärmung der Wände bei. Ferner leistet diese Art des Heizens einen erheblichen Beitrag zur Behaglichkeit.

Die Gestaltung des Wohnraumes kann mit atmungsaktiven Materialien vollzogen werden. Da wäre z. B. die Auftragung eines Kalkanstriches oder das Verlegen eines natürlichen Bodenbelages. Verzichten Sie auf kunststoffhaltige Materialien, wie aufgeschäumte Tapeten oder Kunststoffteppiche.

(Text: Gabriele Courth-Suhr, Baubiologin IBN • g.courth-suhr@t-online.de)